Im Oktober 2016 weckte unser Chefjugendtrainer Kamiar unsere Begeisterung mit dem Vorschlag zur Tischtennis-Weltmeisterschaft nach Düsseldorf zu fahren. Unsere Schüler- und Jugendspieler sollten einmal die Weltelite live erleben. Schnell waren Tickets und Hotels für das Finalwochenende gebucht. Am Freitag, den 02.06.2017 war es endlich soweit. Neben Kamiar reisten noch weitere Coaches sowie die komplette Jungenmannschaft, 9 Schülerspieler und diverse Angehörige zu den Spielen an. Hierbei ist besonders hervorzuheben, dass 7 Jungs ganz alleine unter der Betreuung des Trainers dabei waren. Dabei wurde in Vierbettzimmern geschlafen und das Frühstück musste allein organisiert werden. Am Anreiseabend haben sich fast alle beim Italiener Da Bruno getroffen. Dort wurde zur Einstimmung schon mal ordentlich gefachsimpelt. Werden die favorisierten Chinesen das Turnier beherrschen? Können wir den schnellen Ball überhaupt von unseren Plätzen aus erkennen?
Tag 1: Bronze für Deutschland und Bolls Viertelfinaleinzug
Unser erster Turniertag in den Messehallen startete um 10 Uhr morgens mit einem Highlight. Die deutsche Spielerin Petrissa Solja gewann mit ihrem chinesischen Mixedpartner Fang Bo die Bronzemedaille. Dies sollte dann leider auch die einzige europäische Medaille bleiben. Einigen stolzen Schülern gelang anschließend sogar ein Foto mit der Medaillengewinnerin.
Danach ging es Schlag auf Schlag. Das 13 jährige japanische Wunderkind Harimoto spielte parallel zu dem Deutschen Ruwen Filus. Langsam steigerte sich die Stimmung in der sich immer mehr füllenden Halle. Filus unterlag in einem tollen Spiel dem Chinesen Fan Zhendong. Wir alle waren jetzt schon total mitgerissen von der Atmosphäre in der 8000 Menschen fassenden Arena.
Mit Verpflegung konnte man nicht viel Zeit verschwenden (zumal leider auch unerhört teuer). Die Meisten von uns wollten sich schließlich auch mal wieder selbst bewegen. Im Fun Park gab es dazu reichlich Gelegenheit. Ich habe die Tische nicht gezählt, aber es waren viele. Vom Minitisch bis Normalgröße, Rundentisch, Wellentisch, Ballroboter mit Geschwindigkeitsanzeige oder Zieltreffen. Da gab es dann auch mal einen Preis zu gewinnen-nicht wahr Rafael? Du bist der moralische Sieger!
Aber auch in der Arena ging es weiter. Damen Halbfinals und das Mixed Finale standen an. Da blieb dann kaum Zeit an den unzähligen Ständen der Tischtennisausrüster zu shoppen. Aber für die Meisten sollte ja auch noch der Pfingstsonntag bleiben. Den Höhepunkt des Tages erlebten wir dann mit den wieder parallel angesetzten Partien zwischen dem Portugiesen Freitas und Timo Boll, dem Düsseldorfer Lokalmatadoren. Nebenan sollte dann kein geringerer als die chinesische Nummer 1 der Welt Ma Long spielen. Die Halle bebte!!!
Choreografien wurden einstudiert und die La Ola ging nicht nur einmal durch die Arena. Die Meisten unserer Jungs hatten so etwas noch nicht erlebt. Dass Tischtennis meist unter Wert verkauft wird fanden wir spätestens jetzt bewiesen. Den ganzen Tag über waren alle Spiele unheimlich spannend. Um jeden Punkt wurde gekämpft, gerannt und taktiert. Wir feuerten alle ordentlich mit an. Damit trugen wir dazu bei Timo Boll bei seinem Sieg zu unterstützen. Nun konnten wir uns auf die Viertelfinalbegegnung zwischen Boll und Ma Long am nächsten Tag freuen. Inzwischen ging es auf 20:30 Uhr zu uns wir fassten den Entschluss, erschöpft und glücklich das Messegelände zu verlassen. Unterwegs gelang Einigen von uns noch ein Foto mit, dem Tischtennisfans bestens bekannten, Bundestrainer Jörg Rosskopf. Aber am besten wird sicher Aaron geschlafen haben, konnte er doch den zukünftigen Weltmeister Ma Long noch auf einem Selfie „erwischen“, gepaart mit dem Autogramm von Mizutani konnte es für ihn kaum besser laufen. Wieder in der City angekommen ließen es einige bei einem Döner bewenden und andere kehrten nochmal bei Da Bruno ein. Somit waren die Meisten gegen 22 Uhr wieder in der Unterkunft.
Tag 2: Die Sensation gegen Ma Long bleibt aus
Der zweite Tag verlief ähnlich spannend. Zudem waren die Plätze jetzt überwiegend in dem Block, an dem die Akteure direkt vorbeigingen. Da konnte man ihnen nicht nur sehr nah kommen, auch Autogramme und Fotos ließen sich prima ergattern. Um 11 Uhr waren wir dann alle wieder in der Arena. Hatten wir doch noch einen deutschen Topspieler gar nicht gesehen: Dimitrij Ovtcharov, die Nummer 5 der Welt. Die Stimmung war auch schon so früh am Pfingstsonntag sensationell. Doch leider schied er bei dieser Heim-WM dann im Achtelfinale gegen den Japaner Koki Niwa aus.
Sportsmann Boll: Trotz Niederlage gab es Autogramme
Die Enttäuschung wurde danach in der Fun Arena erstmal aus den Knochen gespielt. Die Jungs wollten sich doch auch „für“ das Damenfinale warm spielen. Sehr zur Freude von Adam konnte Ding Ning dieses dann gegen ihre chinesische Doppelpartnerin Zhu Yuling für sich entscheiden. Auch das immer wieder belächelte Damen-Tischtennis kann absolut begeistern. Zum Erholen blieb kaum Zeit, sollte doch nun die Partie Timo Boll gegen Ma Long anstehen. Es war eine absolut faire Partie der beiden Doppelpartner. Zwei Sätze konnte Timo dem Chinesen dann auch abringen. Aber, wenn man ehrlich ist, hatte man teils das Gefühl Ma Long würde noch deutlich Luft nach oben haben. Aber sei es drum. Es war ein tolles Duell und die Stimmung unter den 8000 war auch an diesem Tag wieder genial. Auch die (vor allem weiblichen) chinesischen Fans machten sich immer wieder lautstark bemerkbar. Ein toller Abschluss für diesen Tag. War es doch inzwischen fast 17 Uhr und die Gruppe um Kamiar wollte sich auf den Weg Richtung Hamburg machen. Vier Jungs konnten mit ihren Angehörigen noch ein wenig länger bleiben.
Diese Reise hat die Identifikation der Jungs mit dem kleinen, weißen Ball sicher nochmal ordentlich gestärkt. Auch macht es richtig viel Spaß, ein solches Event mit so vielen Tischtennisbegeisterten gemeinsam zu erleben. Lieber Kamiar, vielen Dank für die Organisation.
Erwähnenswert ist übrigens noch das unsere Damenspielerin und Jugendtrainerin Thanh während der gesamten WM unseren Verein als Volunteer dort vertrat. Sie hat dort auch eine erlebnisreiche Zeit verbracht, viele neue Tischtennisfreunde gefunden und hinter den Kulissen die Weltelite kennengelernt. Wir trafen sie meist spielend in der Fun Arena an.
Mal gucken was noch geht? Kamiar hat die Jungs schon auf die Mannschafts WM in Halmstad (Schweden) 2018 heiß gemacht.
-Katja Gerlach-